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Eine Leichtathletik-Weltmeisterschaft im Nachbarland – da könnte man schon mal eine Teilnahme in Erwägung ziehen. Denn Lyon in Frankreich ist schneller und kostengünstiger zu erreichen als Wettkampforte in Australien, Süd- oder Nordamerika und Finnland (2012).
Martin Wiench fasste den Plan mit der Teilnahme an der Senioren-WM, die im August an vier Wettkampfstätten in Lyon ausgerichtet wurde. Organisatorisch wurde er durch den Neffen, nämlich dem Mediziner Dr. Andreas Wagner, hervorragend unterstützt, der Anreise, Hotel, Wettkampfunterlagen besorgte, so dass sich Martin nur auf seine sportliche Vorbereitung im Training und bei Wettkämpfen konzentrieren musste. Mit viel Eigenarbeit bereitete er seinen Einsatz vor, denn für eine oder zwei Disziplinen lohnt sich die trotzdem größere Anreise nicht – so ist seine Grundeinstellung. Daher wurde Martin für den Zehnkampf der Klasse M75 gemeldet. Das bedeutete zehn verschiedene Anforderungen an den Körper und auch an den Kopf. Willensstark trat unser agiler Senior die Bahnanreise mit Lebensgefährtin Emmi nach Lyon an, gepaart mit gewissen Zweifeln, da die gesamte Saison eine Schulterverletzung - vor allem bei den Würfen – nicht solche Weiten wie im Vorjahr erwarten ließ.
Nach 2004 (Sindelfingen), 2006 (Linz/A) war es seine dritte Teilnahme an einer Veteranen-Weltmeisterschaft, und das wollte er sich nicht entgehen lassen. Allein schon der Einmarsch der Nationen war ein emotionales Erlebnis. Hinter der Deutschlandfahne reihte sich das Team Germany auf und der Vertreter des LC 72 Altenkessel war dabei.
Selbst für einen Urlaub waren die Wetterbedingungen für Mitteleuropäer zu sonnig und zu heiß, denn im Stadion gab es wenig Schatten. Vielleicht für die Kampfrichter/innen, die Schutz unter einem Schirm suchen konnten. Ansonsten waren die aktiven Sportler „eingesperrt“, denn während des Wettkampfes durfte man nicht den Innenraum verlassen. In der M75-Klasse waren 17 Athleten gemeldet, angetreten waren 15 am ersten Tag, von denen nur einer am zweiten Tag nicht mehr zum Wettkampf erschien.
Zum 100m-Auftakt hatte Martin mit seiner Jahresbestzeit von 17,77 Sek. (439 Punkte) einen gelungenen Auftakt. Dann folgte die erste Zitterdisziplin, denn im Weitsprung hatte er – in den letzten Jahren – schon öfter mal einige Fehlversuche. Leider trat er dreimal über und das war’s, denn im Mehrkampf hat man nur drei Versuche. Die Fotoaufnahmen zeigen hohe Flugphasen, aber ungültig ist halt ungültig. Durch dieses 0-Ergebnis gingen ihm bestimmt über 600 Punkte verloren. Ärgerlich, aber kein Grund zum Aufgeben, was ihm ein älterer saarländischer „Zehnkämpfer“ geraten hatte. Wer Martin kennt, weiß, dass eine „jetzt-erst-recht-Reaktion“ die Antwort war. Mit Wut im Bauch stieß er die 4 kg-Kugel auf 6,72m (450 P.). Dann folgte die zweite Zitterdisziplin, nämlich der Hochsprung, den er in Püttlingen bei den Kreismeisterschaften mit ungültigen Versuchen bei der Anfangshöhe vergeigt hatte. Diesmal hatte er seinen Anlauf wohl besser gestaltet, so dass die Anfangshöhe kein Problem war, bei den beiden nächsten Höhen benötigte er jeweils einen zweiten Versuch, so dass die Latte inzwischen auf 1,21m lag und als Martin diese Höhe im dritten Versuch noch überwand, war die Freude und Erleichterung riesengroß, denn mit 731 Punkten erzielte er seine beste Punktzahl. Zum Anschluss stand noch die Stadionrunde auf dem Programm. Angesichts der vorherigen kraftraubenden Belastungen und der äußeren heißen Bedingungen konnte keine Leistung im Bereich seiner Jahresbestzeit von 87 Sekunden erwartet werden. Daher musste er mit 93,12 Sek. (258 P.) zufrieden sein. Auf Rang 13 mit 1878 Punkten wurde der erste Tag abgeschlossen und es galt, Kräfte für den zweiten Tag zu sammeln.
Und der zweite Wettkampftag begann mit einer komplexen Disziplin, denn im 80m-Hürdenlauf muss man gleich wach sein, um über die sieben „Hindernisse“ in der Höhe von 0,76m unbeschadet zu gelangen. Mit 20,29 Sek. wurden die ersten 351 Punkte erlaufen. Beim Speerwurf fehlten schon gut fünf Meter gegenüber den Vorjahresweiten, so dass Martin mit 20,57m ( 430 P. ) zufrieden sein musste. Aber dann kam seine Disziplin des zweiten Tages. Im Stabhochsprung ist Mut gefragt, und den hat unser furchtloser Senior ohne Zweifel. Nach der Devise „ das muss ich auch mal probieren“ hat Martin im Alter von über 60 Jahren mit dem Stabhochsprung angefangen, zuerst gegen viele Widerstände, es wurde ihm abgeraten, in „dem Alter mit sowas noch zu beginnen“, aber er konnte seine Zweifler mit Höhen bis 2,30m überzeugen. In Lyon war er mit übersprungenen 1,90m immerhin Achter der M75-Zehnkämpfer und fügte 496 Punkte seinem Konto hinzu. Der Diskuswurf war die vorletzte Disziplin. Die Einschränkung des Wurfarmes war bei einer Weite von 17,32m ( 364 P. ) offensichtlich, aber das ließ sich halt nicht ändern. Im abschließenden 1.500m-Lauf konnte Martin als Sechstschnellster in 8:13,85 Min. immerhin noch 431 Punkte erkämpfen. Angesichts der heißen Witterung und der Belastung der neun Disziplinen zuvor eine respektable Leistung.
Mit 3.950 Punkten verbesserte sich Martin Wiench auf den zwölften Gesamtplatz und war damit ein würdiger Vertreter des LC 72 Altenkessel innerhalb der großen saarländischen Abordnung, die sich gegenseitig unterstützte. Herzlichen Glückwunsch.